Konzepte

Die Kunstschule KunstWerk e.V. arbeitet nach einem kunstpädagogischen Konzept, sowie einem Konzept, das sich an den Zielen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung orientiert. Beide Konzepte werden stetig von unserem gesamten Team reflektiert, diskutiert und angepasst.

Kunstpädagogisches Konzept

Grundlagen

Die pädagogische Arbeit der Kunstschule basiert auf den Grundlagen einer Werkstattmethode mit der Förderung folgender Ziele:

Entdeckendes Lernen

Beinhaltet: selbst bestimmtes Reagieren auf Angebotenes, eigenes Erproben von Lösungsmöglichkeiten, sich durch spielerische Annäherung mit den Eigenschaften und Möglichkeiten des Materials (Form, Farbe, Struktur, Flexibilität/Formbarkeit, Oberfläche) sowie mit den Möglichkeiten von Werkzeugen und Verfahren vertraut machen. Statt vorgegebener Arbeitsschritte, die zu einem vorher festgelegten Endprodukt führen, steht der Prozess im Vordergrund.

Schulung der Wahrnehmung

Wichtig ist die Sensibilisierung für verschiedene und ungewohnte Sichtweisen. Durch das Erkennen von Differenzierungen und Gemeinsamkeiten wird es möglich Kategorien zu finden und Zusammenhänge festzustellen. Durch das Angebot von vielfältigen Materialien in Sinnzusammenhängen werden Tätigkeiten wie sammeln und sortieren und damit das Vergleichen und Benennen von Dingen aus der Alltags- und Umwelt angeregt.

Sinnenreiches Handeln

Die Verknüpfung möglichst verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten birgt die Chance unterschiedliche Tätigkeiten, Werkstoffe anzuwenden und im Wortsinn zu begreifen. Je mehr Sinne dabei angesprochen werden, umso mehr festigt sich das Erlernte und Erlebte. Es ist wichtig, Vielfalt zu bieten und individuelle Zugangsweisen zu berücksichtigen (Beispiel: nicht jeder arbeitet gerne großformatig oder matscht gerne).

Kommunikation

Es geht darum, sich verständlich zu machen beim Beschreiben eines Vorhabens. Es müssen Begriffe gefunden werden, die die eigenen Vorstellungen zum Ausdruck bringen. Beim Arbeiten im Team müssen Absprachen getroffen werden. Die Kunst des Fragenstellens ist dabei ein wichtiges Werkzeug kunstpädagogischer Prozesse. Die Fragen helfen, das gedachte Vorhaben zu erfassen, die Vorstellungen weiter zu konkretisieren und zu einer Handlung zu gelangen. Fragen regen die Versprachlichung des bis dahin nur Geahnten an und helfen, Wichtiges von Unwesentlichem zu unterscheiden.

Interaktion

Findet auf vielen verschiedenen Ebenen statt: mit dem Material, den anderen Kindern, der Pädagogin, dem Raum. Die Organisationsform, in der Materialien und Werkmittel dargeboten werden, sowie die übergeordneten Verhaltensregeln liefern einen verlässlichen Grundrahmen, innerhalb dessen sich alle bewegen. Dabei gilt es offen zu sein für die Anregungen und Einflüsse von anderen, sich aber nicht fremd bestimmen zu lassen.

Wertschätzung

Beim Umgang mit den unterschiedlichen Materialien wird ein Bewusstsein für ihre Besonderheiten entwickelt. Schönheit, technische Funktionalität, Formenreichtum  sowie Komplexität der Beschaffenheiten erzeugen Respekt vor den Dingen der Alltagswelt, vor der Natur und der Arbeit anderer Menschen. Scheinbar wertloses Material wird so als Ressource für kreatives Gestalten und Umdeuten erfahren. Gleichzeitig erfolgt beim gemeinsamen Arbeiten in der Gruppe das gegenseitige Respektieren und Anerkennen von Ideen und individuellen Umsetzungsstrategien jenseits von Bewertungen.

Lernen im Prozess

Anhand selbst gestellter Aufgaben werden neue Verfahren und Techniken kennengelernt und erprobt. Der Mangel an Planungsvorgaben und -gewissheiten provoziert dabei die eigenen Gestaltungskräfte. Lernen findet im Spannungsfeld zwischen einer Fülle an Möglichkeiten und einem Mangel an konkreten Vorgaben statt. Die Energie, die aus der geäußerten Idee erwächst, leitet sowohl das Kind als auch die Begleiter seines Tuns. Daher genügt es, beim Finden eines Anfangs behilflich zu sein, die Dynamik des begonnenen Prozesses sorgt so dann für eine Kette weiterer Handlungsschritte.

Konzept zur Nachhaltigkeit

Zukunftsfähigkeit

Die Kunstschule orientiert sich grundlegend an den Zielen der Nachhaltigkeit. Diese beziehen sich auf: den umsichtigen Umgang mit allen Ressourcen wie Materialien, Werkzeuge und Inventar, die Energienutzung, aber auch die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team, sowie auf eine wertschätzende Haltung gegenüber Anderen. Die fortwährende Entwicklung unserer Kunstschularbeit wird beständig mit dem gesamten Team reflektiert. Zukunftsfähigkeit bedeutet für uns Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und stetige Weiterentwicklung im Umgang mit aktuellen Gegebenheiten, Herausforderungen und neuen Erkenntnissen. Diese und andere Kompetenzen werden durch die Kunstschularbeit gestärkt und vermittelt.

Wachstum

Der Begriff „Wachstum“ wird in der Regel mit wirtschaftlichen Gewinnen und Expansion verknüpft. Aber Wirtschaftlichkeit im Sinne von Zukunftsfähigkeit, bedeutet Bildung, Gesundheit, soziale Teilhabe und Gerechtigkeit mit einzubeziehen. Das Wachstum des Einzelnen und des Gemeinwohls müssen in den Vordergrund rücken. Ziel unserer Kunstschularbeit ist es, Bedingungen zu schaffen, in denen für alle die Möglichkeit besteht, individuell zu wachsen, d.h. sich ungehindert zu entwickeln, sich zu entfalten und nutzbringend einzusetzen. Je besser es gelingt, individuelle Wachstumsprozesse zu fördern, desto mehr wächst auch die Vielfalt an Kompetenzen und Ressourcen in der Gesellschaft.

Wertschätzung

Wertschätzung spiegelt sich im achtsamen Umgang mit Menschen, Dingen und Umwelt wider und setzt ein Bewusstsein über den Wert und Nutzen materieller und immaterieller Ressourcen voraus. Die Wertigkeit von Ressourcen und die Werterhaltung in Materialkreisläufen muss mitgedacht werden. In der Kunstschularbeit wird die Wahrnehmung im Umgang mit unterschiedlichen Werk- bzw. Wert-Stoffen geschult. Ressourcenschonung durch Sparsamkeit und Angemessenheit beim Materialeinsatz spielen in künstlerischen Prozessen ebenso eine Rolle wie die Weiterverwertung, Wiederverwendung und Reparatur. Maßgebend ist neben der Förderung eines bewussten und verantwortungsvollen Umgangs mit allen Dingen der wertschätzende Umgang miteinander.

Gestaltung statt Konsum

Unser Alltag ist von Konsum geprägt. Wegwerfartikel und „All-you-can-…“-Angebote suggerieren, dass alles zu jeder Zeit verfügbar ist. Ausgeblendet wird dabei die Endlichkeit von Ressourcen und der Verbleib des Mülls. Viele der Dinge benötigen wir nicht einmal wirklich und sie schaffen nur eine kurzfristige Befriedigung von Bedürfnissen. In dieser Konsumwelt sind wir bloße Verbraucher, die auf immer neue Angebote reagieren. Kritisches Hinterfragen von Konsumverhalten und die Suche nach Alternativen gehören daher zu unserer Arbeit. Unser Anliegen ist es, Kompetenzen zu stärken, die es ermöglichen, mit vorhandenen Mitteln kreativ und gestaltend auf eigene Bedürfnisse und Problemstellungen reagieren zu können.

Improvisation & Transformation

Wir leben in einer Welt, die sich ständig verändert. Dieser Wandel erfordert nicht nur den Umgang mit neuen Gegebenheiten, sondern auch mit der „Abwesenheit“ von Gewohntem. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, improvisieren zu können. Diese versuchen wir in unserer Kunstschularbeit zu vermitteln, indem wir uns darin üben, Alternativen zu suchen, andere Blickwinkel einzunehmen, umzudenken und vorhandene Ressourcen Zweck zu entfremden. Flexibilität im Umgang mit Veränderung erhält unsere Handlungsfähigkeit und ermächtigt uns, den ständigen Wandel nachhaltig mitzugestalten.

Gleichwertigkeit

Die Gleichwertigkeit aller Menschen ist grundsätzlich gegeben und unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrem Glauben oder anderer Zugehörigkeiten. Beim gemeinsamen Gestalten und Austauschen von Ideen steht für uns das Miteinander auf Augenhöhe im Mittelpunkt. Relevanz haben die Inhalte, die die Beteiligten jeweils bewegen oder die für ein gelingendes Miteinander eine Rolle spielen. Eine konstruktive Auseinandersetzung damit setzt gegenseitiges Interesse, Offenheit und Respekt vor den Sicht- und Herangehensweisen Anderer voraus. In unserer Arbeit wertschätzen wir das eigene Finden von Lösungen. In diesem Prozess stehen alle Ideen, Handlungen und (Zwischen)Ergebnisse gleichwertig nebeneinander.

Sammlung

Das Prinzip der Sammlung ist in der Kunstschule allgegenwärtig: Alltagsmaterialien und „Abfälle“ aller Art, Kuriositäten und Fundstücke. Der Fundus der Kunstschule bildet eine große Bandbreite an Materialien ab und schafft damit ein Bewusstsein für die Art und Menge an vorhandenen Ressourcen. Die Materialien stehen in der Sammlung gleichwertig nebeneinander. In diesem Kontext können die Besonderheiten wahrgenommen werden und wechselnde Bezüge zwischen den Dingen entstehen. Dadurch werden immer wieder andere Zugänge und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. In der Sammlung potenzieren sich die vielfältigen Nutzungs- und Kombinationsmöglichkeiten und geben ebenso vielfältige Anstöße für Bildungs- und Gestaltungsprozesse.

Materialforschung

In Gestaltungsprozessen und im Alltagsgebrauch spielen die besonderen Eigenschaften aller Dinge eine zentrale Rolle: ihre Form, Beschaffenheit und Funktion. Durch die Erforschung von Alltagsdingen und Materialien in der Kunstschule werden Erfahrungen zum sinnvollen und zweckgebundenen Einsatz gesammelt. Beim Erproben von unterschiedlichen Einsatz- und Bearbeitungsmöglichkeiten erweitert sich der eigene Handlungsraum. Es wächst die Kompetenz, Dinge und Materialien nutzbringend und adäquat einzusetzen. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien weckt zudem ein Verständnis von Zusammenhängen, Nutzen und Funktionen und trägt zu einem wertschätzenden Umgang mit Ressourcen im Alltag bei.

Teilen & Zugänglichkeit

Mit unserem Werkstattkonzept schaffen wir Zugang zu Ressourcen aller Art: Materialien, Werkzeugen, Informationen, Zeit und Raum für eigenständiges Handeln. Mit dem Teilen von Dingen, dem Austausch von Ideen und Lösungen, dem zur Verfügungstellen von Kompetenzen, sowie mit gegenseitiger Unterstützung fördern wir gemeinschaftliches Handeln. Transparente Strukturen im Miteinander, niedrige Hierarchien, Zugang zu Information und eine Gesprächskultur ermöglichen Mitsprache. So können alle Beteiligten auf Augenhöhe miteinander umgehen und gleichberechtigt mitgestalten. Teilhabe stärkt die Eigenverantwortlichkeit und die Übernahme von Verantwortung für das Wohl der Gemeinschaft.